30 Jahre schon steht sie auf der Bühne, darum der Name ihres aktuellen Programms: «Barbara Hutzenlaub jubiliert». Seit vergangenem Jahr tourt das frühere Acapickels-Mitglied, begleitet von Musikerin Coco Chantal, durch die Schweiz und machte auf Einladung des Kulturvereins halt im Saalbau Stein, wo das Publikum aus dem Lachen kaum herauskam.

Text und Fotos: SONJA FASLER HÜBNER

Im hellblau-weiss-karierten Deux-Pièce gekleidet, bewaffnet mit der obligaten Handtasche und ihrem unverkennbaren süddeutschen Dialekt ist Barbara Hutzenlaub alias Fritz Bisenz ihrem Charakter aus Acapickels-Zeiten treu geblieben. Aber: Die Zeit sei auch an ihr nicht «schnurlos» vorübergegangen, versicherte sie ihrem Publikum und präsentierte das «Body-Phone», welches sie an ihrem verkabelten «klassischen Resonanzkörper» trage und damit schon viele Welthits komponiert habe. Untermalt von ihren typischen ungelenken Bewegungen lieferte sie natürlich gleich eine Kostprobe.

Seit Neustem habe sie den Schweizer Pass, erzählte Barbara Hutzenlaub dem Publikum. Bei der erleichterten Einbürgerung habe sie sich für einen der vielen Dialekte entscheiden müssen, was sie leicht überforderte, wie sie in einem Rap-Song verdeutlichte. Nun fühle sie sich in der Schweiz aber bestens «interniert» und habe bereits ein Schwarzgeldkonto, wie sie überglücklich verriet. Völlig begeistert sei sie von der «direkten Dermatologie», habe seit vier Jahren keine «Legislatur-Periode» mehr und sei nun erst noch «AHV-positiv». Ihre Qualitäten als Neo-Schweizerin stellte sie mit perfektem Jodeln in ihrer «Volksmusik mit Migrationshintergrund» unter Beweis.

In der alten Heimat, der Schwäbischen Alp, auch «Spätzle-Bronx» genannt, werde viel getanzt, gebastelt und Flöte gespielt. Letzteres bewies sie auf unkonventionelle Weise und leitete mit dem geflöteten «Spiel mir das Lied vom Tod» auf ein dunkles Kapitel ihrer Kindheit über. Aber eine, die die «Lizenz zu Flöten» hat, wird in der Schule nicht gemobbt. Schliesslich kann Barbara Hutzenlaub mit der Flöte umgehen, wie andere mit dem Samurai-Schwert. Doch der Gang «Schwarze Block-Flöte» gehört sie heute nicht mehr an. Jetzt wird «geflötet für den Frieden». Der bekannte Gary-Moore-Song «Still Got The Blues» wurde kurzerhand zu «I flöt for you» umtextiert – einmal mehr bewies Barbara Hutzenlaub, dass sie nicht nur urkomisch sondern auch stimmgewaltig sein kann.

Sich selbst auf die Schippe zu nehmen ist eine von Frau Hutzenlaubs Stärken. Jetzt, wo sie in einem Alter sei, in dem nicht mehr «alle Körperteile dort seien, wo sie hingehören» sind auch für sie Botox, Silikon und Co. ein Thema. Barbara Hutzenlaub wäre nicht Barbara Hutzenlaub, hätte sie nicht auch dafür unkonventionelle Lösungen auf Lager: Straps-Halter als Facelifter und selbstgebastelte Botox-Lippen-Prothese zeigten Wirkung, seien allerdings noch nicht ganz ausgereift. Und ohne diese Hilfsmittel habe sie dann erst recht ein «Schrumpf-Köpfle».

Ein weiterer Höhepunkt war der original Hutzenlaub-Striptease, bei dem ihr Strickkleid eine tragende Rolle spielt – ganz getreu ihrem Motto «wo eine Wolle ist, ist auch ein Weg». Da Frau stets interessiert, was im Kopf eines Mannes vorgeht (oder auch nicht), hat Barbara Hutzenlaub den digitalen «Norbert» entwickelt, der für den Laien allerdings eher wie eine ganz profane Trockenhaube aus dem Friseursalon aussieht. Doch am Versuchsobjekt, einem Herrn aus dem Publikum, versagte der Prototyp kläglich. Dann doch lieber in Erinnerungen an das «Wutzdog-Festival» in der schwäbischen Heimat schwelgen («dort wo der Müll stets bereits vor Beginn aufs Feld geschmissen wird») und mit Gummistiefeln, Jeansgilet und Flöte rocken, was das Zeug hält. Den Song «Einer ist immer de Arsch und keiner schert sich drum» widmete sie allen, «wo de Rock in de Bluse händ». Den frenetischen Applaus des Steiner Publikums belohnten Barbara Hutzenlaub und Coco Chantal mit zwei «kleine Zugäbeli», kubanische Tanzeinlage und augenzwinkernde Geschichte über die «Kli Doris» inklusive. Satire der Spitzenklasse!